SING FÜR DIE DEMOKRATIE !

Eigentlich versäumen wir kein Konzert... aber... Jessye Norman ist eine wahrhaft große Dame und Demokratin... Allen Besuchern auf ihrer kleinen Deutschland-Tournee viel Freude am Genuß...





Jessye Norman singt in den USA für Demokratie




Die Sopranistin Jessye Norman schaffte das, wovon viele nur träumen: Sie startete gleich mehrere Karrieren. Jetzt ist sie auf Deutschland-Tournee. Mit WELT ONLINE spricht Norman über ihre Arbeit mit Herbert von Karajan, den Schönheits-Kult und warum sie manche Aufnahmen nie veröffentlichen wird.
Wetten dass ...?

Die Opern-Sängerin Jessye Norman singt, um die Welt zu verändern
Jessye Norman wurde am 15. September 1945 in Augusta, Georgia geboren. Seit sie 1968 den ARD Musikwettbewerb gewann und anschließend für drei Jahre an die Deutschen Oper Berlin verpflichtet wurde, hat die weltberühmte Sopranistin ein ganz besonderes Verhältnis zu Deutschland. Jetzt geht sie wieder auf Recital-Tour. Termine: 23. Februar Hamburg, 26. Februar Frankfurt am Main, 6. März Berlin, 9. März München
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WELT ONLINE: Ihnen wird die Ausstrahlung einer Königin nachgesagt. Dabei kommen Sie aus einem urdemokratischen Land.




Jessye Norman: Ich muss zugeben: Ich möchte ein bisschen, dass mir gehuldigt wird. Ich gebe alles, möchte aber auch, dass das Publikum mitmacht. Eine Königin bin ich aber nicht. Wir haben in Amerika zwar immer noch nicht recht verstanden, wie Demokratie funktioniert. Wir versuchen es aber weiter. Wenn ich Bilder von mir anschaue, sehe ich überhaupt nicht Jessye Norman, sondern nur eine private Jessye.
WELT ONLINE: Worin besteht der Unterschied?
Norman: Die private Jessye hat schwer gearbeitet. Die öffentliche hat Erfolg damit.
WELT ONLINE: Sie hatten in letzter Zeit gesundheitliche Schwierigkeiten. Der Weg zur Bühnenmitte sah schmerzhaft aus.
Norman: Er war es auch. Aber damit ist es Gott sei Dank wieder vorbei. Leider kann ich, wenn ich zu singen habe, keine Schmerzmittel nehmen.
WELT ONLINE: Warum?
Norman: Medikamente trocknen den Hals aus. Wenn mein Fuß wehtut, wie es damals der Fall war, dann muss es eben so sein.
WELT ONLINE: Sie begegnen im Konzert Zuhörern, von denen viele Sie nur von CDs kennen. Fürchten Sie den Vergleich mit sich selbst?
Norman: Ich weiß ganz genau, ich bin nicht dieselbe, die ich 1982 war. Hoffentlich klingt meine Stimme noch okay. Aber man entwickelt sich ja auch positiv weiter. Wenn ich mich vor der eigenen Konkurrenz fürchten müsste, könnte ich keine Konzerte mehr geben.
WELT ONLINE: Sie haben sich immer sehr rar gemacht. War Ihre Devise: So selten auftreten wie möglich?
Norman: Fragen Sie mal meine Familie! Die sagen nämlich, dass ich noch viel zu häufig auftrete. Ich habe mein Maß gefunden. Aber ich möchte von Zeit zu Zeit eben auch ohne Schuhe zu Hause in meiner Küche herumlaufen.
WELT ONLINE: Sie haben Carmen und Leonore, Aida und Sieglinde gesungen und eigentlich mehrere Karrieren gleichzeitig gemacht.
Norman: Ja, ich bin merkwürdig in diesem Punkt. Und stolz darauf, dass ich diese ganzen Dinge fast gleichzeitig machen konnte.
WELT ONLINE: In dem Film, den André Heller über Sie gedreht hat, haben Sie dennoch mit Playback gesungen - zu alten Aufnahmen. Warum?
Norman: Wir hatten keine Möglichkeit, alles neu aufzunehmen. Und die Zuschauer merken es vielleicht nicht einmal. Ich finde übrigens, ich mache das gar nicht schlecht. (Lacht.) Es war nämlich nicht einfach. Ich musste alles noch einmal anhören, um herauszufinden, wie ich das damals gesungen habe.
WELT ONLINE: Hören Sie Ihre eigene Stimme gern?
Norman: Ja, aber ich habe ein distanziertes Verhältnis dazu. Ich sage immer Sachen wie etwa: "Wie hat sie denn das gesungen?" Dafür werde ich von meinen Freunden dann ausgelacht. Ich könnte ohne diese Distanz zu mir selbst überhaupt keine Aufnahmen machen. Die Vorstellung: Das bin ich! ist mir irgendwie zu intim. Ich bin für mich eine andere.





WELT ONLINE: Sie haben etliche Aufnahmen niemals zur Veröffentlichung zugelassen. Warum?
Norman: Weil ich nicht zufrieden war. Ich habe mit den Berliner Philharmonikern und James Levine die "Vier letzten Lieder" von Richard Strauss aufgenommen. Damals hatte ich furchtbare Probleme mit meinen Allergien. Es war Frühling, ich fühlte mich fast tot. Ich fand, ich könnte das besser singen.
WELT ONLINE: Überlegen Sie, solche Aufnahmen noch freizugeben?
Norman: In einigen Fällen schon. Es gibt eine Aufnahme der "Phädra" von Benjamin Britten, ebenso Haydns "Berenice"-Kantate. Beides möchte ich bald veröffentlichen.
WELT ONLINE: Einige Ihrer größten Erfolge haben Sie in den Achtzigerjahren in Leipzig gehabt. Wie haben Sie die DDR erlebt?
Norman: Wir haben zwei Wochen nach dem Fall der Mauer in Dresden "Fidelio" aufgenommen. Sie sollten hören, wie der Chor damals das Wort "Freiheit" sang! Das hat mich umgehauen. Ich bin oft um drei Uhr in der Frühe wach geworden, weil da schon Leute vor meinem Fenster in einer Schlange standen. Ich wunderte mich, dass man so früh zur Arbeit ging, bis ich feststellte, dass man auf Lebensmittel wartete. Das hat mich schon sehr beeindruckt. Ich bin oft aufgestanden, nur um die Leute anzuschauen.
WELT ONLINE: Sie haben als eine der letzten Sängerinnen mit Herbert von Karajan zusammengearbeitet, der als sehr distanziert galt. Haben Sie je etwas Persönliches über ihn herausbekommen?
Norman: Ja, dass ihm seine Jacht über alles ging. In seiner Garderobe gab es ein Bild, das ihn auf seiner Jacht zeigte. Da standen wir immer ganz versonnen davor, denn auch ich liebe Wasser und Schiffe.





WELT ONLINE: Herbert von Karajan verlangte von Montserrat Caballé einmal, sie müsse abnehmen, um mit ihm zu singen.
Norman: Uih! Tatsächlich? Mir hat er das nie gesagt. Vielleicht hat er es aber gedacht. Wir haben ja nur Konzerte zusammen gemacht. Dass von Sängern verlangt wird, schlank zu sein, ist nichts Neues. Als ich Studentin war und nach New York kam, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass jemand auf der Bühne schöner aussehen könnte als Anna Moffo in "Rigoletto".
WELT ONLINE: Sie finden nichts Schlimmes am optischen Kult, der heute um Opernsänger gemacht wird?
Norman: Auch bei mir haben Äußerlichkeiten immer eine Rolle gespielt. Ich finde es okay, solange die Musik die entscheidende Rolle spielt. Wenn beides zusammenkommt, finde ich es einfach herrlich.





WELT ONLINE: Sie sind selber stets für Ihre Kleider bewundert worden. Wo bleiben die eigentlich alle?
Norman: Einige bei mir, andere in einem Museum in Paris.
WELT ONLINE: Wie viele begehbare Kleiderschränke besitzen Sie?
Norman: Das sage ich lieber nicht, das ist mir zu peinlich. Jedenfalls: einige.
WELT ONLINE: Was bedauern Sie, nicht aufgenommen zu haben?
Norman: Die Marschallin im "Rosenkavalier". Ich finde sie wunderbar, aber ich habe die Rolle weder auf der Bühne noch auf CD gesungen. Ob es zu spät ist? Ich weiß es nicht.
WELT ONLINE: Ihre Stimme erinnert ein wenig an Rosa Ponselle, das Vorbild der Callas. Zufall?
Norman: Ich begegnete ihr einmal, strahlte sie an und habe die bewundernde Frage gelallt: "Wie war das, diese großen Rollen zu singen?" Da hat sie geantwortet: "Für mich war es am wichtigsten, eine gut gelüftete, kühle Garderobe zu haben." Ich war fassungslos.
WELT ONLINE: Können Sie es heute verstehen?
Norman: Absolut. (Lacht laut.) Wir Sänger üben einen Beruf aus, in dem wir ständig im Scheinwerferlicht schwitzen und durch schwere Kostüme beengt sind - während andere uns dabei beobachten.
WELT ONLINE: Ihr Idol Marian Anderson war die erste schwarze Sängerin, die an der Metropolitan Opera sang. Haben Sie als eine ihrer Nachfolgerinnen heute noch eine politische Mission?
Norman: Sicher, besonders jetzt in Amerika. Ich habe Marian Anderson noch persönlich kennengelernt, und das ist ein Augenblick in meinem Leben, den ich nicht vergessen darf. Sie hat Dinge für uns erlebt, die dadurch hinter uns liegen. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.
WELT ONLINE: Wäre Ihre Karriere anders verlaufen, wenn Sie weiß gewesen wären?
Norman: Das glaube ich kaum. Was nicht bedeutet, dass es nicht heute noch alltäglichen Rassismus gibt. Ich erfahre ihn selber noch, wenn ich in einen Supermarkt gehe. In Großbritannien ist es mir kürzlich passiert, dass ich von einem Kind angestarrt wurde wie ein Alien. Die Mutter entschuldigte sich und sagte, ihre Tochter habe noch niemals eine farbige Frau gesehen. Ich konnte nur sagen: "Dann wurde es aber höchste Zeit." Ich glaube schon, Eltern sollten auf solche Dinge achten.
WELT ONLINE: Können Sie das in Ihrer eigenen Schule fördern?
Norman: Ja, auf musikalischem Wege. In meiner Schule in Augusta, Georgia, wo ich geboren bin, lernen 50 Kinder. Ich glaube an die Musik als politische Mission. Wer sich künstlerisch ausdrücken kann, wird ein besserer Bürger und Wähler sein.
WELT ONLINE: In vielen Schulen wird die Musikerziehung reduziert. Ist es das, wogegen Sie kämpfen?
Norman: Ja, denn es ist eine Lüge, dass Musikerziehung zu teuer ist. Sie kostet weniger als ein Fußballteam. Warum ist Sport gesellschaftlich höher angesehen als Musik? Man sollte doch nicht nur etwas für den Körper tun, sondern auch für die Seele.
WELT ONLINE: Lassen Sie heute junge Komponisten für sich schreiben?
Schlagworte
Jessye Norman Sopranistin Oper Marian Anderson Herbert von Karajan Berliner Philharmoniker





Norman: Ich liebe zeitgenössische Musik. Sie ist komplizierter als früher, aber unsere Welt ist ja auch komplizierter geworden. Ich glaube, dass Brahms uns heute zum Teil ferner ist als zeitgenössische Klänge. Im nächsten Jahr gibt es ein Festival über den afro-amerikanischen Beitrag zur Musik in der Carnegie Hall. Dafür bin ich mitverantwortlich.
WELT ONLINE: Neue Musik ist Ihnen nicht zu viel Arbeit?
Norman: Es ist viel Arbeit, aber auch Lieder von Hugo Wolf sind mit viel Arbeit verbunden.
WELT ONLINE: Wolf will auch keiner hören.
Norman: (Lacht laut.) Ja, und was soll ich nun machen?! Von Hugo Wolf singe ich auch etwas in meinem Programm.


brahms defender - 19. Mär, 08:09

Brahms ist nah ;-)

>>> Sie ist komplizierter als früher, aber unsere Welt
>>> ist ja auch komplizierter geworden [Brahms].

Ist Brahms so "unkompliziert"??

>>> Ich glaube, dass Brahms uns heute zum
>>> Teil ferner ist als zeitgenössische Klänge

Hier findet sich bestimmt was, das uns gar nicht fern ist :-) :

Brahms ist nah >>>

.

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