UNÜBERBRÜCKBAR
Unüberbrückbare Kluft am Fehmarnbelt
von Claus Hecking (Puttgarden) und Clemens Bomsdorf (Kopenhagen)
Ihr Bau schien eine klare Sache zu sein, doch nun entzündet sich um die Fehmarnbrücke ein Streit zwischen Deutschland und Dänemark. In letzter Sekunde droht das Prestigeprojekt an den Kosten zu scheitern.
Die "FS Schleswig-Holstein" hat gerade die Hafenmauer von Puttgarden passiert, da öffnet sie schon ihren Schlund. Noch auf dem Wasser klappen 24 Meter Bug in die Höhe. Und 58 Sekunden nachdem sie angelegt hat, kommen die ersten Fahrzeuge aus dem Bauch des Schiffs. Die Zeit drängt: In 14 Minuten, um viertel vor vier, muss die Fähre wieder auf See sein, zurück auf dem Weg nach Rødby in Dänemark. Heute kein Problem. Die Rampen der Anlegestelle sind so breit, dass sie parallel vier Fahrzeuge benutzen können: oben zwei Pkw, unten zwei Lkw. Und so ist die "Schleswig-Holstein" schon drei Minuten vor dem Abfahrtstermin wieder beladen. Um 15.45:01 Uhr legt sie ab.
"Das ist preußische Pünktlichkeit", lobt Otto-Uwe Schmiedt - und fügt hinzu: "Wir haben doch schon schwimmende Brücken, wofür brauchen wir da noch eine feste Brücke?" Wenn Fehmarns Bürgermeister an das Mammutprojekt denkt, das in wenigen Monaten auf seiner idyllischen Ostseeinsel starten könnte, wird ihm mulmig. Dänische und einige deutsche Verkehrspolitiker planen, in den kommenden zehn Jahren eine 19 Kilometer lange Brücke von Puttgarden nach Rødby über den Fehmarnbelt zu bauen, die Meerenge zwischen beiden Staaten. 281 Meter hoch sollen die vier Pylonen des 5,5 Mrd. Euro teuren Technikwunders werden. Es könnte die 45-minütige Fährüberfahrt ersetzen, Skandinavien an Mitteleuropa anschließen, freie Fahrt vom Nordkap bis Gibraltar ermöglichen.
Technikwunder für 5,5 Mrd. Euro
Seit 15 Jahren wird das Prestigeprojekt diskutiert; vor Kurzem schien es, als würde es endlich Wirklichkeit. In einem Animationsfilm der dänischen Regierung kann man bereits die Lastwagen eines Brauereikonzerns bewundern, wie sie Dosenbier gen Süden karren. Doch die Dänen haben sich zu früh gefreut.
Ihr Bau schien klare Sache zu sein, doch nun entfesselt sich um die Fehmarnbrücke ein Streit
Ihr Bau schien klare Sache zu sein, doch nun entfesselt sich um die Fehmarnbrücke ein Streit
Denn neuerdings ist der sicher geglaubte Bau ungewisser denn je: Die Deutschen zeigen kaum noch Interesse, sich nennenswert an der Finanzierung zu beteiligen. "In Relation zu anderen Projekten hat die Fehmarnbeltbrücke keine hervorragende Priorität", sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee Ende Februar nach dem Treffen mit seinem dänischen Pendant Flemming Hansen. Die Brücke sei nur wünschenswert, wenn sie privat finanziert werde und es gelinge, die Kosten in einem angemessenen Zeitraum durch Mauteinnahmen einzuspielen.
"Der Ball liegt nun in Dänemark", sagte Tiefensee - und löste dort damit wütende Reaktionen aus. "Warum sollte ein kleines Land wie unseres mit 5,5 Millionen Bürgern eine größere Verpflichtung übernehmen als Deutschland mit 80 Millionen?", empört sich Walter Christophersen, Verkehrsexperte der Dänischen Volkspartei, an der die Minderheitsregierung von Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen hängt. Man solle "besser einen Schlussstrich setzen".
Das wäre keine Überraschung. Dänische Zeitungen erklären das Projekt bereits als begraben, und auch Bjarne Palstrøm vom dänischen Industrieverband Dansk Erhverv fürchtet, "dass die ganze Sache jetzt stecken bleibt". In den kommenden Wochen muss Rasmussens Regierung entscheiden, ob sie an der Brücke festhält.
Teil 2: Welche Interessen gegeneinande ...mach oben klick
von Claus Hecking (Puttgarden) und Clemens Bomsdorf (Kopenhagen)
Ihr Bau schien eine klare Sache zu sein, doch nun entzündet sich um die Fehmarnbrücke ein Streit zwischen Deutschland und Dänemark. In letzter Sekunde droht das Prestigeprojekt an den Kosten zu scheitern.
Die "FS Schleswig-Holstein" hat gerade die Hafenmauer von Puttgarden passiert, da öffnet sie schon ihren Schlund. Noch auf dem Wasser klappen 24 Meter Bug in die Höhe. Und 58 Sekunden nachdem sie angelegt hat, kommen die ersten Fahrzeuge aus dem Bauch des Schiffs. Die Zeit drängt: In 14 Minuten, um viertel vor vier, muss die Fähre wieder auf See sein, zurück auf dem Weg nach Rødby in Dänemark. Heute kein Problem. Die Rampen der Anlegestelle sind so breit, dass sie parallel vier Fahrzeuge benutzen können: oben zwei Pkw, unten zwei Lkw. Und so ist die "Schleswig-Holstein" schon drei Minuten vor dem Abfahrtstermin wieder beladen. Um 15.45:01 Uhr legt sie ab.
"Das ist preußische Pünktlichkeit", lobt Otto-Uwe Schmiedt - und fügt hinzu: "Wir haben doch schon schwimmende Brücken, wofür brauchen wir da noch eine feste Brücke?" Wenn Fehmarns Bürgermeister an das Mammutprojekt denkt, das in wenigen Monaten auf seiner idyllischen Ostseeinsel starten könnte, wird ihm mulmig. Dänische und einige deutsche Verkehrspolitiker planen, in den kommenden zehn Jahren eine 19 Kilometer lange Brücke von Puttgarden nach Rødby über den Fehmarnbelt zu bauen, die Meerenge zwischen beiden Staaten. 281 Meter hoch sollen die vier Pylonen des 5,5 Mrd. Euro teuren Technikwunders werden. Es könnte die 45-minütige Fährüberfahrt ersetzen, Skandinavien an Mitteleuropa anschließen, freie Fahrt vom Nordkap bis Gibraltar ermöglichen.
Technikwunder für 5,5 Mrd. Euro
Seit 15 Jahren wird das Prestigeprojekt diskutiert; vor Kurzem schien es, als würde es endlich Wirklichkeit. In einem Animationsfilm der dänischen Regierung kann man bereits die Lastwagen eines Brauereikonzerns bewundern, wie sie Dosenbier gen Süden karren. Doch die Dänen haben sich zu früh gefreut.
Ihr Bau schien klare Sache zu sein, doch nun entfesselt sich um die Fehmarnbrücke ein Streit
Ihr Bau schien klare Sache zu sein, doch nun entfesselt sich um die Fehmarnbrücke ein Streit
Denn neuerdings ist der sicher geglaubte Bau ungewisser denn je: Die Deutschen zeigen kaum noch Interesse, sich nennenswert an der Finanzierung zu beteiligen. "In Relation zu anderen Projekten hat die Fehmarnbeltbrücke keine hervorragende Priorität", sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee Ende Februar nach dem Treffen mit seinem dänischen Pendant Flemming Hansen. Die Brücke sei nur wünschenswert, wenn sie privat finanziert werde und es gelinge, die Kosten in einem angemessenen Zeitraum durch Mauteinnahmen einzuspielen.
"Der Ball liegt nun in Dänemark", sagte Tiefensee - und löste dort damit wütende Reaktionen aus. "Warum sollte ein kleines Land wie unseres mit 5,5 Millionen Bürgern eine größere Verpflichtung übernehmen als Deutschland mit 80 Millionen?", empört sich Walter Christophersen, Verkehrsexperte der Dänischen Volkspartei, an der die Minderheitsregierung von Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen hängt. Man solle "besser einen Schlussstrich setzen".
Das wäre keine Überraschung. Dänische Zeitungen erklären das Projekt bereits als begraben, und auch Bjarne Palstrøm vom dänischen Industrieverband Dansk Erhverv fürchtet, "dass die ganze Sache jetzt stecken bleibt". In den kommenden Wochen muss Rasmussens Regierung entscheiden, ob sie an der Brücke festhält.
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Holger N. Koch - 19. Mär, 19:19
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