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Eine aussergewöhnliche Bekehrung
Von Dr.Fuchs Werner (Zug Schweiz) -
Die Story ist gut. Und wie es sich für echte Bekehrungsgeschichten gehört, beginnt auch die wundersame Wandlung von Neil Boorman mit einer Offenbarung. Doch im Gegensatz zu Moses weidete Boorman zum Zeitpunkt seiner Erleuchtung keine Schafherde, sondern sass auf dem Klo. Plötzlich wurde dem Autor klar, dass er ein Gefangener der Konsum- und Markenwelt war, ein Belogener und Belügender, eine Marionette und ein Spieler. Und was am stillen Örtchen in Boormans Kopf dröhnte, konnte selbst der Lärm der fröhlichen Konsumwelt nicht mehr übertönen. Es musste etwas geschehen. Aber während bei Moses der Dornbusch brannte, fackelte Boorman seinen riesigen Markenberg ab. Wert: über 30'000 Euro, medial inszeniert. Bis es allerdings so weit ist, muss der Leser 184 Seiten warten. Doch kurzweiliger kann es beim Nichtstun kaum zugehen, lässt der Autor doch seine Leser an den Vorbereitungsarbeiten, den Hintergründen und den persönlichen Zweifeln teilnehmen. So erfahren wir ganz beiläufig viel über unsere eigenen Gewohnheiten, Zwänge und Sehnsüchte. Und vor allem ganz viel über Marken.
Mit einem guten Sinn für Dramaturgie hat Neil Boorman seine Leser bis zum Tage der Abrechnung geführt. Dann, am 17. September ist es so weit. Gucci, Adidas, Louis Vuitton & Co. gehen in Flammen auf. Und was nicht zu Asche werden darf oder kann, wird zerhämmert. Und nun? Ganz unvorbereitet trifft den Leser diese Frage nicht. Denn Boorman lässt ihn ja auch am mentalen Countdown teilhaben. Trotzdem war ich ungemein gespannt, was mich im vierten Kapitel "Nach dem Feuer" erwartet. Und das war offenbar zu viel. Die Schwächen dieses aussergewöhnlichen Erfahrungsberichtes finden sich denn auch vorwiegend in diesem Teil. Das liegt vor allem daran, dass Neil Boorman psychologische Vorgänge weniger gut vermitteln kann als selbst Erlebtes. Auch wenn er den Leser zu den therapeutischen Sitzungen mitnimmt, die mehr Licht in das Leben eines Markensüchtigen bringen sollen. Immerhin, ich kenne kein anderes Buch über Branding, das auf so unterhaltsame Weise den ganz normalen Wahnsinn unserer grellen Konsumwelt auf die Bühne bringt.
Mein Fazit: Neil Boorman legt ein Buch über Werbung, Marketing und Konsum vor, das ich gerne weiterempfehle. Weniger weil uns der Autor viel Neues erzählt, sondern weil er authentisch wirkt, handelt statt predigt, Spiegelungen erlaubt, Selbsterkenntnis zum Event macht und Fragen in Taten verkleidet. Für die nicht immer geglückten sozio- und psychologischen Betrachtungen einen Stern abziehen? Nein, denn das könnte sonst jemanden von der Lektüre abhalten. Und das wäre schade.
Von Dr.Fuchs Werner (Zug Schweiz) -
Die Story ist gut. Und wie es sich für echte Bekehrungsgeschichten gehört, beginnt auch die wundersame Wandlung von Neil Boorman mit einer Offenbarung. Doch im Gegensatz zu Moses weidete Boorman zum Zeitpunkt seiner Erleuchtung keine Schafherde, sondern sass auf dem Klo. Plötzlich wurde dem Autor klar, dass er ein Gefangener der Konsum- und Markenwelt war, ein Belogener und Belügender, eine Marionette und ein Spieler. Und was am stillen Örtchen in Boormans Kopf dröhnte, konnte selbst der Lärm der fröhlichen Konsumwelt nicht mehr übertönen. Es musste etwas geschehen. Aber während bei Moses der Dornbusch brannte, fackelte Boorman seinen riesigen Markenberg ab. Wert: über 30'000 Euro, medial inszeniert. Bis es allerdings so weit ist, muss der Leser 184 Seiten warten. Doch kurzweiliger kann es beim Nichtstun kaum zugehen, lässt der Autor doch seine Leser an den Vorbereitungsarbeiten, den Hintergründen und den persönlichen Zweifeln teilnehmen. So erfahren wir ganz beiläufig viel über unsere eigenen Gewohnheiten, Zwänge und Sehnsüchte. Und vor allem ganz viel über Marken.
Mit einem guten Sinn für Dramaturgie hat Neil Boorman seine Leser bis zum Tage der Abrechnung geführt. Dann, am 17. September ist es so weit. Gucci, Adidas, Louis Vuitton & Co. gehen in Flammen auf. Und was nicht zu Asche werden darf oder kann, wird zerhämmert. Und nun? Ganz unvorbereitet trifft den Leser diese Frage nicht. Denn Boorman lässt ihn ja auch am mentalen Countdown teilhaben. Trotzdem war ich ungemein gespannt, was mich im vierten Kapitel "Nach dem Feuer" erwartet. Und das war offenbar zu viel. Die Schwächen dieses aussergewöhnlichen Erfahrungsberichtes finden sich denn auch vorwiegend in diesem Teil. Das liegt vor allem daran, dass Neil Boorman psychologische Vorgänge weniger gut vermitteln kann als selbst Erlebtes. Auch wenn er den Leser zu den therapeutischen Sitzungen mitnimmt, die mehr Licht in das Leben eines Markensüchtigen bringen sollen. Immerhin, ich kenne kein anderes Buch über Branding, das auf so unterhaltsame Weise den ganz normalen Wahnsinn unserer grellen Konsumwelt auf die Bühne bringt.
Mein Fazit: Neil Boorman legt ein Buch über Werbung, Marketing und Konsum vor, das ich gerne weiterempfehle. Weniger weil uns der Autor viel Neues erzählt, sondern weil er authentisch wirkt, handelt statt predigt, Spiegelungen erlaubt, Selbsterkenntnis zum Event macht und Fragen in Taten verkleidet. Für die nicht immer geglückten sozio- und psychologischen Betrachtungen einen Stern abziehen? Nein, denn das könnte sonst jemanden von der Lektüre abhalten. Und das wäre schade.
Holger N. Koch - 28. Dez, 18:33