FÜHREN !
Wer nicht führt, verliert
von Nina Klöckner (Asendorf)
Auf einem Reiterhof in der Lüneburger Heide trainieren Manager ihre Führungsstärke. Denn Pferde sind gnadenloser als jeder Mitarbeiter. Ohne klare Ansage tun sie überhaupt nichts.
A hrii will nicht. Er steht einfach da. Rührt sich nicht. Blickt in der Gegend herum. Er sieht ein bisschen gelangweilt aus. Er ist nicht sauer. Auch nicht müde. Oder erschöpft. Er kann nur einfach nicht lügen.
Albrecht Schreiber zieht an der Schnur, erst ein bisschen, dann ein bisschen fester. Er redet, streichelt, schiebt, flüstert - und verzweifelt. Aber es nützt alles nichts. Ahrii will nicht. "Das war mittelmäßig spannend", sagt Schreiber hinterher geknickt, "es war schon ein Erfolgserlebnis, wenn er sich zwischendurch überhaupt mal gerührt hat."
Normalerweise fällt es dem Finanzanalysten leichter, seine Mitarbeiter zu motivieren. Aber Ahrii ist eben kein gewöhnlicher Mitarbeiter, Ahrii ist ein Pferd. Und Pferden, sagt Bettina Städter, "kann man einfach nichts vormachen".
Seit drei Jahren bietet die Gründerin des Seminarzentrums Zentaurus in dem kleinen Ort Asendorf in der Nordheide Persönlichkeits- und Führungskräftetraining mit Pferden an. Davor führte die Kommunikationswirtin 13 Jahre lang eine Werbeagentur. Und baute für ein Unternehmen die Marketingabteilung auf. Doch irgendwann hatte sie genug von Flipchart-Seminaren, auf denen "einer spricht und der Rest zuhört", sagt sie und deutet auf ihr Ohr: "Da rein und da raus." Oder von Ausflügen in den Klettergarten, die zwar Spaß bringen, "aber null Reflexion".
Sensibel, aber unbestechlich
Mit Ahrii und Sa'yaan ist das anders. Von den beiden Arabern "bekommen die Menschen unmittelbar eine Reaktion", sagt Telse Hansen, die für den psychologischen Teil der Seminare zuständig ist. Pferde sind sensible Tiere, die nach Führung suchen. Aber sie sind vor allem eines: unbestechlich. "Menschen lassen sich von einem schicken Anzug, einem dicken Auto oder gutem Aussehen beeindrucken", sagt Hansen - "Pferde nicht."
Den Tieren ist egal, ob einer Vorstandvorsitzender ist oder Lehrling. Wenn er klar und authentisch führt, kommen sie mit. Wenn er rumeiert oder seine Stärke nur vorgibt, bleiben sie stehen. Gnadenlos. Und ausdauernd. So einfach ist das. Immer mehr Unternehmen sind offen für diese Art von Mitarbeiterschulung. Obwohl es nicht ganz billig ist. Ein Tag in der Gruppe kostet 450 Euro, ein Einzeltraining das doppelte.
Ahrii hat keine Lust
Albrecht Schreiber wedelt mit einer Fahne - immer wieder, immer heftiger. Aber Ahrii hat keine Lust. Er war "zu sehr mit dem Pferd und zu wenig mit der Aufgabe beschäftigt", sagt ihm Bettina Städter.
Oft hilft schon eine veränderte Körperhaltung, mal muss das Ziel geändert werden oder das Tempo. Manchmal hilft aber nur intensive Beratung der Seminarleiterinnen. Bettina Städter findet das nicht schlimm. "Ich möchte nicht wissen, wie viele Berater Angela Merkel hat", sagt sie.
"Es fühlt sich dermaßen beschissen an, wenn sich das Pferd nicht bewegt", sagt die freiberufliche Regisseurin Inga Majer. Sie hat schon einmal an einem Seminar teilgenommen und weiß: "Alles, was in dem Viereck passiert, bestimmst du. Wenn sich das Pferd nicht rührt, dann weil du nichts machst oder denkst." So sei das auch beim Bäcker, im Privatleben oder im Job.
Stefanie Meyer ist in einem mittelständischen Unternehmen für Software zuständig. Nach ihrem ersten Seminar in Asendorf hat sie angefangen, mit einem Mitarbeiter ganz anders zu reden, "irgendwie klarer", sagt sie. Seitdem hat sie hat kaum noch Probleme mit ihm.
Auch diesmal hat sie etwas gelernt: Das Pferd galoppiert. "Weil ich genau in der Stimmung war, die ich brauche, um andere zu motivieren", sagt sie. Sie wird das mitnehmen. Und bei der Arbeit anwenden. "Spätestens am Montagmorgen", sagt sie.
von Nina Klöckner (Asendorf)
Auf einem Reiterhof in der Lüneburger Heide trainieren Manager ihre Führungsstärke. Denn Pferde sind gnadenloser als jeder Mitarbeiter. Ohne klare Ansage tun sie überhaupt nichts.
A hrii will nicht. Er steht einfach da. Rührt sich nicht. Blickt in der Gegend herum. Er sieht ein bisschen gelangweilt aus. Er ist nicht sauer. Auch nicht müde. Oder erschöpft. Er kann nur einfach nicht lügen.
Albrecht Schreiber zieht an der Schnur, erst ein bisschen, dann ein bisschen fester. Er redet, streichelt, schiebt, flüstert - und verzweifelt. Aber es nützt alles nichts. Ahrii will nicht. "Das war mittelmäßig spannend", sagt Schreiber hinterher geknickt, "es war schon ein Erfolgserlebnis, wenn er sich zwischendurch überhaupt mal gerührt hat."
Normalerweise fällt es dem Finanzanalysten leichter, seine Mitarbeiter zu motivieren. Aber Ahrii ist eben kein gewöhnlicher Mitarbeiter, Ahrii ist ein Pferd. Und Pferden, sagt Bettina Städter, "kann man einfach nichts vormachen".
Seit drei Jahren bietet die Gründerin des Seminarzentrums Zentaurus in dem kleinen Ort Asendorf in der Nordheide Persönlichkeits- und Führungskräftetraining mit Pferden an. Davor führte die Kommunikationswirtin 13 Jahre lang eine Werbeagentur. Und baute für ein Unternehmen die Marketingabteilung auf. Doch irgendwann hatte sie genug von Flipchart-Seminaren, auf denen "einer spricht und der Rest zuhört", sagt sie und deutet auf ihr Ohr: "Da rein und da raus." Oder von Ausflügen in den Klettergarten, die zwar Spaß bringen, "aber null Reflexion".
Sensibel, aber unbestechlich
Mit Ahrii und Sa'yaan ist das anders. Von den beiden Arabern "bekommen die Menschen unmittelbar eine Reaktion", sagt Telse Hansen, die für den psychologischen Teil der Seminare zuständig ist. Pferde sind sensible Tiere, die nach Führung suchen. Aber sie sind vor allem eines: unbestechlich. "Menschen lassen sich von einem schicken Anzug, einem dicken Auto oder gutem Aussehen beeindrucken", sagt Hansen - "Pferde nicht."
Den Tieren ist egal, ob einer Vorstandvorsitzender ist oder Lehrling. Wenn er klar und authentisch führt, kommen sie mit. Wenn er rumeiert oder seine Stärke nur vorgibt, bleiben sie stehen. Gnadenlos. Und ausdauernd. So einfach ist das. Immer mehr Unternehmen sind offen für diese Art von Mitarbeiterschulung. Obwohl es nicht ganz billig ist. Ein Tag in der Gruppe kostet 450 Euro, ein Einzeltraining das doppelte.
Ahrii hat keine Lust
Albrecht Schreiber wedelt mit einer Fahne - immer wieder, immer heftiger. Aber Ahrii hat keine Lust. Er war "zu sehr mit dem Pferd und zu wenig mit der Aufgabe beschäftigt", sagt ihm Bettina Städter.
Oft hilft schon eine veränderte Körperhaltung, mal muss das Ziel geändert werden oder das Tempo. Manchmal hilft aber nur intensive Beratung der Seminarleiterinnen. Bettina Städter findet das nicht schlimm. "Ich möchte nicht wissen, wie viele Berater Angela Merkel hat", sagt sie.
"Es fühlt sich dermaßen beschissen an, wenn sich das Pferd nicht bewegt", sagt die freiberufliche Regisseurin Inga Majer. Sie hat schon einmal an einem Seminar teilgenommen und weiß: "Alles, was in dem Viereck passiert, bestimmst du. Wenn sich das Pferd nicht rührt, dann weil du nichts machst oder denkst." So sei das auch beim Bäcker, im Privatleben oder im Job.
Stefanie Meyer ist in einem mittelständischen Unternehmen für Software zuständig. Nach ihrem ersten Seminar in Asendorf hat sie angefangen, mit einem Mitarbeiter ganz anders zu reden, "irgendwie klarer", sagt sie. Seitdem hat sie hat kaum noch Probleme mit ihm.
Auch diesmal hat sie etwas gelernt: Das Pferd galoppiert. "Weil ich genau in der Stimmung war, die ich brauche, um andere zu motivieren", sagt sie. Sie wird das mitnehmen. Und bei der Arbeit anwenden. "Spätestens am Montagmorgen", sagt sie.
Holger N. Koch - 27. Sep, 20:05