„Können wir uns den ehrbaren Kaufmann in einer globalisierten Welt noch leisten?"
Prof. Berthold Leibinger beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja. Bei einer Gemeinschaftsveranstaltung der heilbronn business school und der IHK im Heilbronner Haus der Wirtschaft erklärte der Trumpf-Aufsichtsratsvorsitzende warum.
"Sei mit Lust bei den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bei Nacht ruhig schlafen können." Diese Grundregel, die der Gründer der Firma Buddenbrook in Thomas Manns Roman seinem Sohn mit auf den Weg gebe, fasse die Forderungen, denen sich ein ehrbarer Kaufmann stellen müsse, eindrucksvoll zusammen, so Leibinger zu Beginn seines Vortrages im mit 300 Besuchern gut gefüllten Festsaal der IHK.
Jeder erfahrene Kaufmann wisse, so Leibinger, dass es im Geschäftsleben ein Wertesystem brauche, an das sich alle gebunden fühlen. Hierzu zählen Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit, aber auch die Bereitschaft, notfalls auch profitable Geschäfte zu lassen, wenn sie gegen diese Werte verstoßen.
„Nachhaltigen Erfolg erzielt man nur, wenn man die Geschäftspartner überzeugen kann, dass es sich lohnt, mit uns im Geschäft zu bleiben", so Leibinger.
Als weltweit agierendes Unternehmen mit Produktionsstandorten in Deutschland und Westeuropa, in USA, in Taiwan, China und Tschechien begegne auch Trumpf immer wieder frühkapitalistischen Vorstellungen in den Produktionsbetrieben ohne Rücksicht auf die Sicherheit und Gesundheit der dort arbeitenden Menschen und selbst Kinderarbeit. „Der Preis einer Ware resultiert aber nicht nur aus den Materialkosten plus den Herstellkosten", ist Leibinger überzeugt. „Der Wert der Ware umfasst auch Faktoren wie Produktionsbedingungen und Geschäftsgebaren."
Auch wenn man sich den Landesgegebenheiten immer bis zu einem gewissen Grad anpassen müsse, hätten ethische Standards überregionale Gültigkeit. „Sie gelten auch, wenn wir auf Opponenten treffen, die andere Vorstellungen haben", so Leibinger. Seine Empfehlung: „Suchen Sie Geschäftspartner, die wissen, dass wir wissen, dass ein Geschäft für beide interessant sein muss. Und dass wir danach handeln und dass dies die Grundlage langjähriger Beziehungen ist, auf die beide bauen können und von denen beide profitieren."
Alles menschliche Zusammenleben, wenn es funktionieren soll, basiere auf gegenseitigem Vertrauen. Das gelte auch über alle Länder- und Kulturgrenzen hinweg. Deshalb brauche es auch in einer globalisierten Welt den ehrbaren Kaufmann. Dem möglichen Vorwurf, naiv zu sein, begegnet Leibinger mit der Bilanz seiner eigenen über 40-jährigen unternehmerischen Tätigkeit. „Überall habe ich als Verantwortlicher nach gleichen Grundsätzen gehandelt", erklärte Leibinger. Vielleicht erreiche man damit nicht immer schnelle und spektakuläre Erfolge, aber das geduldige Bohren harter Bretter sei eine Anstrengung, die auch von Kaufleuten, Unternehmern und Managern gefordert werden müsste. Mit seinem Verständnis von Verantwortung für sich und die anderen sei Trumpf von 2 Millionen DM Umsatz auf 1,7 Milliarden Euro gewachsen, die Anzahl der Mitarbeiter sei von 200 auf über 7 000 Mitarbeiter gestiegen.
Leibingers Fazit: „Das Ziel heißt, dass wir auch in einer globalisierten Welt, mit all ihren Gegensätzen und Widersprüchen, menschlich miteinander umgehen. Der ehrbare Kaufmann wird auch in einer globalisierten Welt Erfolg haben."