Sonntag, 11. März 2007

VERDUMMUNGSGEFAHR

Schlechtes Gewissen und Schuldgefühle haben Hochkonjunktur. CO2 Diskussion machs möglich... Doch bei aller Penetranz der schlechten Nachrichten werden die möglichen positiven Veränderungen wie immer zu wenig betrachtet. Veränderungen sind grundsätzlich nicht schlecht. Die richtige Lösung machs. Und die wird meistens von ganz schlauen Füchsen angeboten. Achten wir also auf die guten Nachrichten und Berichte auf den Kanälen, die nicht nur die Superstars wählen... Leben heisst Veränderung sonst wären wir schon längst nicht mehr da...

VORFAHREN

Meine Vorfahren väterlicherseits stammen aus Pommern. So habe ich mit Interesse auf 3SAT diesen Film gesehen....

Früher war es noch schöner


Deutsch-polnische Verhältnisse:
der Dokumentarfilm "Pommerland" von Volker Koepp

Anke Westphal

Der Reisende passiert Alleen und Gräber; sein Blick fällt auf Baumwurzeln, die älter sind als das menschliche Gedächtnis, und er schweift in die Wolken, die den fahrenden Zug beschirmen. Auf Dächern nisten Störche. In Volker Koepps neuem Dokumentarfilm "Pommerland" weiten drei Viertel Himmel und ein Viertel flaches Land das Bild ebenso wie sie die Grenzen des Daseins markieren. Die Reise führt in jene Region, die dem Film seinen Titel gab, und sie wird von einem Mann unternommen, den wir aus einem anderen Koepp-Film kennen: In "Uckermark" leistete der hochbetagte, aber fidele West-Aussiedler Adolf-Heinrich von Arnim nördlich von Berlin Aufbau-Ost-Arbeit. Nun kehrt er an einen Ort seiner Kindheit zurück - ein Landgut in Pommerland; "pomorze" bedeutet "Land am Meer". Heute heißt die Region nordöstlich der Oder Pomorskie.

Die scharfen Schnittlinien der historischen Umbrüche verlaufen sich im unendlichen Himmel von Pomorskie. Luise Hettmann erzählt, dass es hier nach 1945 verboten war, ihre Heimatsprache Deutsch zu sprechen. Sie blieb in Pomorze, heiratete einen Polen, brachte acht Kinder zur Welt und arbeitete in der Landwirtschaft, die die Einheimischen bis zum Zusammenbruch des Sozialismus ernährt hat. Das Gut Wundichow, heute Unichow, in der Nähe von Slupsk wird jetzt von einem polnischen Paar bewirtschaftet. Vor mehr als 20 Jahren, nachdem in Polen der Kriegszustand ausgerufen war, emigrierten die Bartosiewicz in den Westen: Maggie nach Düsseldorf, Gregor nach London. Nun sind sie zurückgekehrt, um Aufbau-Ost-Arbeit zu leisten. Die beiden Heimkehrer heißen den Rückkehrer Heinrich willkommen. Im Jahr 1926 vergnügte sich der kleine Heinrich in Slupsk beim Trommelkino: Eine Trommel wurde schnell gedreht, wodurch sich die darin befindlichen Bilder bewegten. Maggie findet beim Renovieren Zeitungen aus den 1930er-Jahren; die Bartosiewicz wollen das Gutshaus historisch getreu restaurieren. Die alte Frau von Mach in Deutschland, deren Familie das Gut vor 1945 gehörte, nennt ihre freundlichen Versuche einer Kontaktaufnahme "pervers". Das Paar ist brüskiert - schließlich waren Maggie und Gregor Emigranten, keine Kommunisten. Bald feiern sie mit jüngeren Verwandten von Adolf-Heinrich von Arnim ein Sommerfest.

Wenige Tage nach dem EU-Beitritt Polens im Mai 2004 hat Volker Koepp den 90-jährigen Adolf-Heinrich von Arnim zum erstenmal nach Pomorskie begleitet. Hier sind drei Viertel der Bevölkerung ohne Arbeit; ganze Familien ziehen wie vor Zeiten in die Wälder, um sich von Beeren und Pilzen zu ernähren. Die Kinder werden von den Großeltern und Vätern erzogen; Mütter arbeiten im Ausland als Putzfrauen. Man hält sich ein wenig Kleinvieh; die Verhältnisse sind so überaus bescheiden wie die Hoffnungen. Das schöne Licht über den Wiesen erscheint den Polen in einem anderen Licht; manchmal drückt der Himmel auf das Land. Auf dem Gut Unichowo sichert der EU-Beitritt drei Arbeitsplätze. Man freut sich eher kleinteilig.

In Volker Koepps Filmen lärmt die Stille; und auch in "Pommerland" ist die Brandung des Meeres mächtiger, als ein Mensch es je sein könnte. Seit langem schlägt sich dieser Regisseur mit seiner Arbeit auf die Seite eines vorbehaltlichen Antimodernismus, der seinen hohen Preis sehr wohl kennt. Daraus rührte denn wohl auch die Melancholie seiner Filme: In ihnen wird ein Zustand aufrichtiger Schlichtheit und stiller Größe des Lebens bewundert, von dem man doch weiß, dass es ihn so vermutlich nie gegeben hat. Der aber vital als eine schöne Möglichkeit einer authentischen Existenz überdauert. Und immer findet Koepp ja auch Protagonisten, die dieses Ideal repräsentieren. Es sind nicht nur alte Menschen wie hier Luise Hettmann, die auf ein schweres, aber auch glückliches Leben zurückblickt. Auch Familie Bartosiewicz baut an so einer Existenz. Es kann hier damals doch nicht so schön gewesen sein, zweifelt einer in "Pommerland". "Ach", ruft Adolf-Heinrich von Arnim leidenschaftlich, "früher war es noch schöner!"

Pommerland Deutschland 2005. Dokumentarfilm. Drehbuch & Regie: Volker Koepp, Kamera: Thomas Plenert, Schnitt: Gudrun Steinbrück, Musik: Rainer Böhm. 93 Minuten, Farbe.

Holger N. Koch

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